Bundesregierung zu privaten Sicherheitsfirmen aus Deutschland in Krisengebieten

Die Linken im Bundestag hatten bei der Bundesregierung zum Engagement privater Sicherheitsfirmen aus Deutschland in Krisengebieten angefragt. Die Rückmeldung dazu ist jetzt online. Leider fällt sie dürftig aus. Die wesentlichen Punkte:

gk_sierra_security_contractors_in_afganistan

„Private Security Contractors“ der Firma GK Sierra 2010 in Afghanistan – Foto: US Air Force / Wikipedia / Gemeinfrei

  • Aktive Bundeswehrsoldaten können eine Beschäftigung bei privaten Sicherheitsfirmen als Nebentätigkeit beantragen. Bis jetzt hat dies aber noch kein Angehöriger der Streitkräfte getan.
  • Über das Engagement privater deutscher Sicherheits- und Militärfirmen in Krisen- oder Kriegsgebieten an sich, hat die Regierung angeblich keinerlei Wissen.
  • Die Regierung weiß von einem Ex-Bundeswehrsoldaten, der als Mitglied einer privaten Sicherheitsfirma 2010 in Afghanistan ums Leben kam.
  • Ein Ex-Mitglied der Streitkräfte war zumindest 2015 als Ausbilder für die private Sicherheitsfirma „Barza“ im Irak tätig.
  • Laut Bundesregierung sind 870 deutsche Staatsangehörige in das Krisengebiet Irak/Syrien ausgereist, darunter nur Ex-Soldaten und ehemalige Wehrdienstleistende. Von elf ehemaligen Bundeswehrsoldaten weiß man, dass diese bei Anti-IS-Milizen als Kämpfer angeheuert haben. 
  • Zudem geht die Regierung davon aus, dass fünf ehemalige Bundeswehrsoldaten in das ukrainische Kriegsgebiet gereist sind (Ukraine wie Separatistengebiete). Ob jene aktiv an Kampfhandlungen teilnehmen, sei nicht bekannt.
  • Abschließend heißt es: „Der Bundesregierung sind keine Fälle bekannt, bei denen vermutet wird oder bekannt ist, dass deutsche Sicherheits- und Militärfirmen an Kampfhandlungen in Krisen- oder Kriegsregionen beteiligt waren. Darüber hinaus liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse zu Ermittlungs- oder Strafverfahren gegen Sicherheits- oder Militärfirmen, die im Ausland tätig wurden, vor.“

Sachstand SALIS und Europäischer Hubschrauberverband

SALIS-Vertragsabschluss im Dezember

Bei der NATO scheint die Weiterführung der Strategic Airlift Interim Solution (SALIS) ab 2017 in trockenen Tüchern zu sein. Der SALIS-Luftcargo wird auf das ukrainische Unternehmen Antonow und den russischen Anbieter Wolga Dnepr (Im Bieterverfahren mit der Tochter Ruslan SALIS GmbH) aufgeteilt. Dazu ein Sprecher des Verteidigungsministeriums: „Anlässlich des letzten Treffens der SALIS-Partnernationen am 20. Oktober 2016 wurden die zwischenzeitlich ausgewerteten Angebote der Antonov Company und der RUSLAN SALIS GmbH durch die Partnernationen akzeptiert.“

Die endgültigen Vertragsabschlüsse sollen im Dezember erfolgen. Beide Verträge sind mit einer Laufzeit von zwei Jahren geplant, mit der Option diese auf bis zu fünf zu verlängern. Die Bundeswehr will ihre SALIS-Flugstunden nach Flottengröße auf die Unternehmen aufteilen. Das hieße dann 60 Prozent für die Russen (zehn An-124), 40 Prozent für die Ukrainer (sieben An-124). Zuvor hatten beide Unternehmen in einem Joint Venture den SALIS-Lufttransport für die NATO erbracht, sich aber im Zuge des Ukrainekonflikts zerstritten. Es folgte ein bitterer Konkurrenzkampf. Noch vor Kurzem versuchten die Ukrainer, das russische Angebot zu torpedieren.

Konzept Hubschrauberverband bis 2017

Der Aufbau eines „EU-Sanitätskommandos“ ist Teil der deutsch-französischen Vorschlagsliste zum Ausbau der EU-Sicherheitspolitik. Wichtige Ressource für ein solches Kommando wäre ein Hubschrauberverband der Europäer. Einen solchen aufzubauen, offerierte Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker 2014 den Partnerstreitkräften in der EU.

6347416904_5c4e9bc553_b

Die Fähigkeit zur medizinischen Evakuierung, hier geübt von US-Soldaten, würde ein EU-Sanitätskommando verbessern. Foto: Sgt. Kimberly Lamb / US-Army / Medienfreigabe

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zum Stand des Vorhabens: „Mit den interessierten Nationen werden derzeit in multinationalen Workshops mögliche Beteiligungen erörtert, um ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, welches auch die Aufteilung der Beschaffungs- und Infrastrukturkosten beinhaltet. Vor diesem Hintergrund können zum jetzigen Zeitpunkt keine tragfähigen Angaben zu final teilnehmenden Nationen und einer entsprechenden Kostenaufteilung gemacht werden. Die Fertigstellung des Konzeptes ist in 2017 vorgesehen.“

Laut früheren Meldungen der Bundeswehr sind die Niederländer ein potenzieller Partner für die Hubschrauberkooperation. Welche weiteren Nationen an den Workshops teilnehmen, wollte die Bundeswehr auf Nachfrage nicht mitteilen. Falls hier jemand Näheres weiß, freue ich mich über Hinweise in den Kommentaren.

Zweiter Anlauf beim „Sturmgewehr-Dialog“ Frankreich – Deutschland

Es ist ein Jahr her, da wollte die Bundeswehr zur Neubeschaffung eines Standard-Sturmgewehres einen Austausch mit Frankreichs Armee starten. Die Deutschen interessierten sich für die Spezifikationen der „Arme individuelle future“ bei ihrer Suche nach einem Nachfolger für das G36. (Meldung hierzu auf pivotarea). Auf ein zunächst anvisiertes Gespräch zwischen Vertretern des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und der Direction générale de l’armement (DGA) wurde dann aber verzichtet. Es gab Bedenken, dass ein solches Treffen rechtliche Querelen auslösen könnte; schließlich war das französische Auswahlverfahren damals schon im vollen Gange. Nun da die Franzosen sich für eine Variante des HK 416 von Heckler & Koch entschieden haben, soll der „Sturmgewehr-Dialog“ wieder aufgenommen werden. Dazu ein Sprecher des Verteidigungsministeriums: „Frankreich hat ein Expertengespräch angeboten, in dem es seine Beschaffungsentscheidung erläutern wird. Dieses wird voraussichtlich im Dezember 2016 stattfinden. Auf dem Treffen wird die deutsche Seite auch Informationen zu den Spezifikationen der Arme individuelle future erbitten.“

640px-hk416

HK416 Variante, die Norwegens Streitkräfte nutzen – Foto: Dybdal / CC-Lizenz / Wikipedia