Australien gab vor Kurzem bekannt, dass sein neuer Schützenpanzer der „Redback“ des südkoreanischen Mischkonzerns Hanwha wird. Das Nachsehen hatte das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall mit seinem Modell „Lynx“. Der Kontext der Entscheidung zeigt vor allem eines: Rüstungsallianzen – wie in der Nationalen Sicherheitsstrategie genannt – wären ein endliches Werkzeug für Deutschlands Sicherheitspolitik. Die Vergabe an die Südkoreaner ist eine rüstungspolitische Verteilung auf Partner, die man anbinden möchte, deren Bedeutung aber nachrangig ist.
Ursprünglich sah das 2018 gestartete Beschaffungsprogramm 450 Schützenpanzer vor. Als kampstärkeren Ersatz für den leicht gepanzerten Ketten-Mannschaftstransporter M113 – eine US-amerikanische Entwicklung aus den 1960-er Jahren. Doch Anfang des Jahres dampfte die neue australische Albanese-Regierung das Programm auf 129 Schützenpanzer ein. Eine Empfehlung der Militärplaner aus der jüngsten Überprüfung der strategischen Lage des Landes.
Der Grund: Australien sieht zunehmend China als Bedrohung. Um dem Reich der Mitte im Indopazifik begegnen zu können, wird Marine- und Raketenrüstung Schwerpunkt. Das bedeutet auch den Abzug von Mitteln für die Modernisierung der Landstreitkräfte – dem Rüstungssegment, das wiederum Schwerpunkt der deutschen und südkoreanischen Wehrindustrie ist.
So wollte Australiens Heer ursprünglich 60 moderne Panzerhaubitzen beschaffen. Den Zuschlag erhielt Hanwahs Modell K9. Dafür baut der Konzern eine Fabrik im australischen Greater Geelong samt Teststrecke mit Tiefwasserbecken. Doch die Beschaffung von 30 der Panzerhaubitzen fiel ebenfalls der Strategic Review zum Opfer. Deren Mittel fließen nun in US-Amerikanische HIMARS-Raketenwerfer mit größerer Reichweite.
Nun kann Hanwha immerhin noch 129 Schützenpanzer in seinem aufwendigen australischen Werk produzieren und testen. Verlierer Rheinmetall hat bereits eine Produktion von 211 gepanzerten Rad-Transportern „Boxer“ im Bundesstaat Queensland für Australiens Armee. Diese soll um 100 Stück einer Boxer-Variante für die geplanten Mittleren Kräfte der Bundeswehr erweitert werden, vereinbarten die Verteidigungsministerien beider Länder im Frühjahr. Nach Stand des Autors ist vorgesehen, den Turm in Australien zu fertigen, das Chassis in Deutschland.
Die offizielle Mitteilung des Wehrressorts dazu: „Diese Kooperation ermöglicht der Bundeswehr eine schnellstmögliche Beschaffung und ist ein sichtbares Zeichen der vertrauensvollen Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Wertepartner Australien.“ Wertepartner ist eine Wortschöpfung der Indopazifik-Leitlinien Deutschlands von 2020, die erstmals Rüstung als Mittel nennen, um Bündnisse in der Region zu pflegen. Eine Intention, die nun global gilt. Nach Nationaler Sicherheitsstrategie soll Rüstungsexport auch Bündnis- und Sicherheitsinteressen berücksichtigen. Dazu gibt es noch das Strategiepapier der Bundesregierung zur Stärkung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, laut dem Exporte „politisch flankiert werden“ sollen.
Doch für die Mittelmächte ist Waffenverkauf kein Sockel für Allianzen, wie das Beispiel Frankreich zeigt – erste Militärmacht EU-Europas. Das missverstand sich und seine Kooperation mit Australien zum Bau von U-Booten ab 2016 als strategische Anlehnungsmacht im Indopazifik. Als die chinesische Bedrohung aus australischer Sicht massiv zunahm, wurde Frankreich jedoch rasch durch die USA ersetzt. Canberra kündigte 2021 den U-Boot-Deal mit Paris und wechselte auf eine Dreier-Allianz mit den USA und Großbritannien. Dabei war schlagkräftigere U-Boot-Technik nur ein Aspekt.
Die Australier wollen über eine Wehrpartnerschaft mit den Vereinigten Staaten deren Militärmacht anbinden und ihre Streitkräfte modernisieren. Unter anderem mit Langstrecken-Lenkwaffen sowie Cyber und KI. Aus Sicht Canberras war die europäische Mittelmacht Frankreich dafür technologisch und militärisch zu schwachbrüstig. Vor Kurzem verkündeten die USA und Australien den Aufbau einer Lenkwaffen-Produktion im Land über die US-Wehrkonzerne Raytheon und Lockheed Martin. Frankreich Wehrkonzern Thales darf als Junior-Partner des letztgenannten mitmachen.