Bundeswehr Artillerie: Regimenter kommen – Kooperation mit Frankreich auf Eis

Panzerhaubitze 2000

Panzerhaubitzen 2000 des Artilleriebataillons 131 aus Weiden schießen im Rahmen der multinationalen Übung Iron Sword 2016 in Litauen – Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt – Medienfreigabe

Ein zentrales Rüstvorhaben der Bundeswehr, das noch aussteht, ist die Ertüchtigung der Artillerie zur Landes- und Bündnisverteidigung bis 2032. Die aktuelle Planung laut einer Sprecherin des Verteidigungsministeriums auf Anfrage des Autors: „Von derzeit vier vorhandenen Bataillonen, soll die Artillerietruppe auf drei Artillerieregimenter sowie ein zusätzliches Artilleriebataillon aufwachsen, teilweise ist eine Beschaffung von zusätzlichen Waffensystemen geplant.“

Mit Blick auf den NATO-Anspruch, die Divisions- u. Korpsebene stärken zu wollen, hieße das wohl in der Ableitung, dass jede der drei Heeresdivisionen ein eigenes Regiment erhält. Bis dato verteilen sich drei der bestehenden Artilleriebataillone als Divisionstruppen auf beide Panzerdivisionen; das vierte ist in die Deutsch-Französische Brigade integriert. Das geplante weitere Bataillon wird dann für die Korpsebene vorgesehen sein. Wie viel weitere Bataillone für die Regimenter aufgebaut werden, ist noch ungewiss. Doch der Aufwuchsbedarf von den vier existierenden Verbänden ist immens. Die Ursprungsplanung zur Ertüchtigung des indirekten Feuers der drei Felddivisionen, das  „Bühler-Papier“ von 2017, sah 14 Bataillone vor. Da die Ebene Brigade-Artillerie in der Rückmeldung des Wehrressorts nicht gesondert erwähnt wird, ist davon auszugehen, dass die Regimenter beim Einsatz die Masse ihrer Bataillone in die Brigaden ihrer Division einbringen (Brigade-Artillerie-Gruppe/BAG).

Mit einer Drei-Ebenen-Artillerie, dürfte eine Abkehr von den bisherigen gemischten Artilleriebataillonen einhergehen (Panzerhaubitze 2000 & Raketenwerfer MARS). Die Korpsebene wird fokussiert Werfer erhalten, die Brigade-Artillerie-Gruppen die Haubitzen, die Regimenter bevorzugt eine geplante Rad-Artillerie. Fraglich ist, ob der Wehretat der kommenden Jahre die Investitionen für diesen umfangreichen Aufbau hergibt. Auch das Personal zu generieren wird anspruchsvoll. Laut der Bundeswehr hat die Artillerietruppe zurzeit nur rund 5.000 Dienstposten. Statt dem vorgesehenen Aufwuchs auf 200.000 Soldatinnen und Soldaten, stagniert die Personalstärke seit Jahren bei um die 180.000.

Ergänzung nach Leserhinweisen: Mit Blick auf diese dürftige Gestaltungsgrundlage wäre das Schmalspurszenario zur Artillerie-Ertüchtigung ein Ausbau von drei Bataillonen zu Regimentern, indem man diese mit ein paar weiteren Batterien (Entsprechung zu Kompanien) unterfüttert statt mit Bataillonen. Das vierte Bataillon würde bei der Deutsch-Französischen Brigade verbleiben. Das hieße dann weiterhin überschaubare gemischte Artillerie-Verbände; gesammelt durch Regimenter auf Divisionsebene. 

Die kommende Bundeswehr-Artillerie sollte eigentlich gemeinsam mit Frankreichs Streitkräften umgesetzt werden. Seit 2012 lief dazu das Kooperationsprojekt Common Indirect Fire System (CIFS) – dessen Ambitionen in dieser Ausgabe der „Zu Gleich!“ (Seite 11-20). Doch das Vorhaben befindet sich schon seit 2018 in einem „ruhenden Status“, so das Wehrressort auf Anfrage. Eine Sprecherin: „Die in den vergangenen Jahren getroffenen Vereinbarungen haben aber weiterhin Bestand, sodass eine Wiederaufnahme des Projektes CIFS möglich wäre. Konkrete Absichtserklärungen liegen bisher jedoch nicht vor.“ Als Gründe für das damalige Einfrieren des Projekts nennt das Verteidigungsministerium nicht vorhandene französische Haushaltsmittel sowie unterschiedliche Zielsetzungen, ohne diese  zu benennen.

Während die deutsch-französische Artillerie-Zusammenarbeit versackt ist, sind auch die Bundeswehr-Planungen für die Artillerie der anvisierten Rahmennationenarmee 2032 noch weit von einer Umsetzung entfernt. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums: „Zu den Projekten des zukünftigen Systems indirektes Feuer kurzer und mittlerer Reichweite (Mörser und Rohrartillerie) wurden bisher keine Festlegungen zu bestimmten Trägerfahrzeugen, technischen Umsetzungen oder des realisierbaren Umfanges getroffen.“ 

Bundeswehr Artillerie laut IISS Military Balance 2021:

Artillerie-Verbände der Bundeswehr:

(Jedes Bataillon mit 3 bis 4 Batterien als Manöverelementen. Batterie mit 2 Zügen zu jeweils circa 4 Geschützen)