KMW baut Instandsetzung aus

Schützenpanzer Puma von KMW – Foto: Kraus-Maffei Wegmann /Medienfreigabe

Kraus-Maffei Wegmann (KMW) nimmt weitere militärische Instandsetzungskapazitäten in Betrieb; angesiedelt bei der KMW-Tochter Defense Service Logistics GmbH (DSL) in Freisen, Saarland. Das erfuhr der Autor in einem Gespräch mit DSL-Geschäftsführer Christoph Cords. „Ab Juni verfügen wir über 24 weitere Instandsetzungsplätze für Radfahrzeuge.“

Dafür hat die DSL 12,5 Millionen Euro in zwei neue Werkshallen investiert. Eine für Instandsetzung mit Bürotrakt sowie eine zur erweiterten Lagerhaltung. Auslöser der Investition war eine KMW-Marktanalyse ab 2014 – dem Jahr der Krimannexion Russlands – die auf steigende Instandsetzungsbedarfe der NATO/EU Armeen in Europa kam, nicht nur bei der Bundeswehr. So will die DSL auch vom verstärkten Engagement des US-Militärs auf dem Kontinent profitieren. Laut Cords hat DSL seine Kooperation mit dem US-Unternehmen Oshkosh Cooperation ausgebaut – einem Hauptlieferanten von Radfahrzeugen für die US-Streitkräfte.

Oshkosh liefert beispielsweise den Standard-Schwerlasttransporter für den Abrams Hauptkampfpanzer der US-Armee. Die Panzer-Verbringung via Straße zählt den NATO-Militärplanern als wichtiges Logistikelement in Europa, um Panzer im Spannungs- oder Kriegsfall zur Ostflanke zu transportieren. Denn der Straßen-Transport erlaubt das Ausweichen, während sich das Schienennetz leichter durch den Gegner unterbrechen lässt. DSL-Geschäftsführer Christoph Cords: „Seit zwei Jahren sind wir DSL Europa-Partner von Oshkosh, um dort dessen Gerät umfassend zu warten.“

DSL ist darauf spezialisiert, die so genannte Systeminstandsetzung oder Werkinstandsetzung (Offiziell: Instandsetzungsstufen 3 u. 4) an Militärfahrzeugen vorzunehmen. Der Fokus liegt auf Radfahrzeugen wie Boxer, Dingo, Eagle und Fennek.

Das heißt, hier wird das Gerät über Wochen, teils Monate, generalüberholt oder auch modernisiert. Cords: „Wir bauen Fahrzeuge komplett auseinander, reinigen Teile, tauschen aus, instandsetzen die Systeme und fügen alles wieder zusammen; dann kommt die Abnahme und es geht zurück zum Kunden.“ KMW-Kettenfahrzeuge wie Marder und Puma betreut DSL auch, der Leopard-Panzer wird dagegen am KMW-Hauptstandort München instandgesetzt. Für die Vor-Ort-Instandsetzung in Einsätzen wie Mali für Kunden wie die Bundeswehr hat KMW nochmals eine eigene Sparte, die KMW Services.

Neben bald erweiterten Instandsetzungskapazitäten kann DSL bei Bedarf auch die Durchlaufmenge an Gerät intensivieren. Cords: „Wir laufen noch im normalen 1-Schicht Betrieb und können ohne Probleme auf zwei oder sogar drei Schichten gehen. 100.000 Stunden mehr wären machbar.“ Um die DSL-Techniker für den neuen Schützenpanzer Puma zu qualifizieren, brauchte es fünf Monate, so Cords.

Einen Mangel an Arbeitskräften sieht er nicht. Als KMW die DSL-Instandsetzungskapazitäten von Diehl 2015 übernahm, hatte die Firma circa 180 Kfz-Mechatroniker und Industriemechaniker, heute sind es 540 plus 60 Auszubildende. „Wir profitieren auch davon, dass die Automobilindustrie im Saarland in den letzten Jahren an Bedeutung verloren hat“, meint Cords. Das Unternehmen zahle nach IG-Metalltarif und habe einen weiten Einzugsbereich von Trier bis Kaiserlautern.

Die verstärkte Rüstung in Europa ist allerdings kein Selbstläufer für mehr Instandsetzungsaufträge der DSL. Das Beispiel Radpanzer Boxer – hergestellt von KMW-Rheinmetall Gemeinschaftsunternehmen ARTEC. Dieser entwickelt sich zum Verkaufsschlager in Europa. Erst jüngst kam Slowenien mit 45 Bestellungen als sechste Nutzernation dazu. Die DSL setzt bis jetzt jedoch nur die Boxer der Bundeswehr instand und modernisiert sie. Die Vertragsgestaltung liegt rein bei der ARTEC und die Käuferstaaten haben das legitime Interesse, ihre eigene Industrie zu bedienen und jene Instandsetzungen durchführen zu lassen.

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