Kampf um SALIS: Zwei Verträge sollen es richten

Mit der Strategic Airlift Interim Solution, kurz SALIS, betreiben europäische Länder militärischen Lufttransport über ein Privatunternehmen; organisiert über die Support and Procurement Agency der NATO (NSPA). SALIS ist essenziell für den Lufttransport der westlichen Militärmächte. Die Bundeswehr gibt an, dass 70 Prozent ihres Luftcargos über zivile Auftragnehmer läuft, davon die Hälfte über SALIS. Bis Ende 2016 sind das russische Unternehmen Wolga Dnepr und Antonow aus der Ukraine in einem Joint Venture die SALIS-Partner. Wegen des Ukraine-Konflikts kämpfen beide Unternehmen inzwischen als Konkurrenten um den Folgeauftrag. Die entsprechenden Angebote beider Unternehmen hat die NSPA nun abgelehnt.

A Russian Volga-Dnepr AN-124 long-range heavy transport aircraft is parked April 20 at Moffett Federal Airfield, Calif. The contracted AN-124 transported 129th Rescue Wing deployment cargo to Afghanistan because the high operations tempos of Operations Iraqi Freedom and Enduring Freedom have kept C-17 Globemaster III and C-5 Galaxy aircraft fully engaged. (U.S. Air Force photo/Senior Master Sgt. Christopher Hartman)

Selbst die USA nutzen russische An-124. Hier beim Beladen mit Rettungshubschraubern für Afghanistan – Foto: U.S. Air Force / Wikipedia / gemeinfrei

Antonow war der NATO-Agentur zu teuer; das Manko der Offerte von Wolga Dnepr: keine verlässliche Einsatzfähigkeit durch mögliche Überflugverbote, beispielsweise in der Türkei und Georgien. SALIS soll jetzt auf Wolga Dnepr und Antonow gesplittet werden, also ab 2017 über zwei separate Verträge laufen. Zuvor war der Versuch der SALIS-Nationen gescheitert, beide Unternehmen zu einem erneuten Joint-Venture zu bewegen. Diesen Sachstand ergeben Informationen aus dem Bundesverteidigungsministerium, die dem Autor vorliegen. Bis Ende August sollen Antonow und Wolga Dnepr Angebote für die „Zwei-Verträge-Variante“ einreichen. 

Im deutschen Wehrressort bereitet man sich auch auf einen Totalausfall der SALIS-Dienstleistungen vor. Die Arbeitsgruppe „Perspektive Lufttransport“ analysiert Notlösungen, sollte es zu keiner Einigung mehr kommen. Ein Ansatz, der geprüft wird, ist ein Beitritt Deutschlands zur Strategic Airlift Capability (SAC). Dieser zweite Verbund für strategischen Lufttransport in der NATO läuft nicht über Antonows An-124 Flieger, sondern über die C-17 von Boeing. Aus Sicht der Bundeswehr-Planer ist ein SAC-Beitritt aber keine echte Option. Die C-17 wird nicht mehr produziert und bietet weniger Stauraum als die An-124. Ein Ausfall von SALIS wäre für die Bundeswehr katastrophal; macht doch bereits deren neuer Transportflieger massive Probleme. Der Airbus A400M ist wegen technischer Defizite kaum einsetzbar und verzögert sich weiter im Zulauf. Um das zu kompensieren, planen die deutschen Streitkräfte, ihr SALIS-Kontingent von zurzeit jährlich 800 Flugstunden auszuweiten.

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