Veteranen-Debatte Bundeswehr: Die „Zwei-Veteranen“-Lösung steht an

Um den Begriff des „Veteranen“ in der Bundeswehr gibt es seit Jahren Streit. „An dunkle Zeiten“ fühlte sich der Wehrpolitik Rainer Arnold (SPD) erinnert, als Ex-Verteidigungsminister Thomas de Maizière, 2012 eine spezielle Veteranen-Politik entwickeln wollte, samt Ehrentag und Orden. Auch eine offizielle Definition des Veteranen-Begriffs sollte für die Bundeswehr erarbeitet werden. Nun, drei Jahre später, scheint sich die Nachfolgerin de Maizières, Ursula von der Leyen, entschieden zu haben.

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Der Veteran: in den USA mit klarem sozialen Status, in Deutschland ein unbekanntes Wesen – Foto: Russell Sellers / US-Army

Die Truppe erhält ein Zwei-Veteranen-Modell: Zum einen wird es eine Art Standard-Veteran geben. Den Status erhalten bereits all jene, die ihren Wehrdienst geleistet haben. Zusätzlich dazu, ist noch ein Status als Einsatz-Veteran vorgesehen, um die Leistung von Soldaten, die in Afghanistan und Co. waren, hervorzuheben. Für beide Gruppen gilt: Den Veteranen-Status erhält man erst mit dem Ausscheiden aus der Bundeswehr, ehrenhafte Entlassung vorausgesetzt. Aktive Soldaten, egal ob sie bereits Wehrdienst geleistet haben oder in einem Einsatz waren, wären somit noch keine Veteranen. Die Idee, zwei Veteranen-Typen einzuführen, ist offensichtlich der Versuch, einer salomonischen Lösung der Veteranenfrage – es wird kein Bundeswehrangehöriger ausgegrenzt und die Einsatzsoldaten erhalten eine besondere Würdigung.

Am vergangenen Sonntag gab es dazu eine, nach Informationen des Autors, vom Ministerium selbst lancierte Meldung, in der Bild am Sonntag. In dieser ist die Rede von mehreren Vorschlägen. Beschrieben wird allerdings nur das Zwei-Veteranen-Konzept. Dass dieses, die Wahl des Ministeriums ist, glaubt unter anderem Roderich Kiesewetter, Präsident des Reservistenverbandes. In einem Rundschreiben, das dem Autor vorliegt, schwört Kiesewetter die Verbandsmitglieder bereits auf das kommende Zwei-Veteranen-Modell ein. Bereits Ende November, auf seiner Delegiertentagung in Hannover, könnte sich der Reservistenverband in Verband der Reservisten und Veteranen der Deutschen Bundeswehr umbenennen, so Kiesewetters Überlegung. In Kreisen der Wehrverbände geht man davon aus, dass die Ministerin das Zwei-Veteranen-Modell in den kommenden Tagen, bei den Feierlichkeiten zu „60. Jahre Bundeswehr“, verkündet.

Die Sicht der Wehrverbände auf das kommende Zwei-Veteranen-Modell: „Wir finden uns in dieser Formulierung wieder“, so Bernhard Drescher, zweiter Vorsitzender des Bundes Deutscher Veteranen (BDV). Der jüngste und kleinste der Wehrverbände Deutschlands (laut eigenen Angaben 700 Mitglieder) existiert erst seit 2010 und hat den Fokus auf kriegsversehrte Einsatz-Soldaten. Laut Drescher, ist das Konzept ein Fortschritt, um das Fernziel des Verbandes zu erreichen: einen eigenen Sozialstatus für Einsatz-Veteranen. Unzufrieden ist der Deutsche Bundeswehrverband (DBwV), dessen Schwerpunkt die Lobbyarbeit für Zeit- und Berufssoldaten ist. Wenig überraschend: DBwV-Chef André Wüstner stört sich laut Bild am Sonntag daran, dass bereits Wehrdienstleistende den Veteranen-Status bekommen sollen. Der Reservistenverband wiederum folgt eher zähneknirschend der Linie des Ministeriums. Um eine Schwächung des Reservisten-Status zu vermeiden, hätte es der Verband gerne durchgesetzt, dass Ex-Soldaten erst dann zum Veteranen werden, wenn sie nicht mehr beorderungsfähige Reservisten sind. Das hieße dann, dass die Masse, der ehemals in der Bundeswehr Gedienten, den Veteranen-Status mit Vollendung des 60. Lebensjahres hätte führen dürfen, es sei denn, sie scheiden vorher aus gesundheitlichen Gründen aus der Reserve aus. Am 1. Dezember ist ein Treffen der Wehrverbände mit dem Verteidigungsministerium angesetzt, um das weitere Vorgehen in Sachen Veteranenpolitik zu beraten.

16 Gedanken zu „Veteranen-Debatte Bundeswehr: Die „Zwei-Veteranen“-Lösung steht an

  1. 1. ist die Behauptung, US-Veteranen hätten einen klaren sozialen Status Micky Maus Land. Es gibt genug Veteranen, darunter SpecForces-Dienstgrade die an der Tötung von Osama Bin Ladens beteiligt waren, die Sozialfälle oder Sandler geworden sind.
    2. wird sich um traumatisierte Heimkehrer immer noch zu wenig gekümmert und ist die soziale Absicherung immer noch mangelhaft.
    3. Wieso 2-Klassen-Gesellschaft? Es konnte bis in die frühen 90er Jahre hinein kein Bundeswehrsoldat an einem Auslandseinsatz teilnehmen, ob er wollte oder nicht, da es keine gab! Zumindest die, die im Dienst ihr Leben ließen, so der Rettungshubschrauberpilot, dessen Huey in die Hochspannung an der Mosel kam, sind keine Veteranen 2. Klasse. Lange im Kugelstoßkreis gewirbelt, zu kurz gestoßen!
    4. Und: „…Begriff des „Veteranen“ in der Bundeswehr gibt es seit Jahren Streit. „An dunkle Zeiten“ fühlte sich der Wehrpolitik(!) Rainer Arnold (SPD) erinnert“ – dann soll er sich mal sagen, was er meint, etwa einfach aus der Hüfte den SaZ12 in Uniform mit dem Wehrmachtssoldaten auf eine Stufe des Bösen stellen?? Was für ein Volk vertritt er denn da? In welchem Wahlkreis möchte der Herr Experte denn da wieder gewählt werden? Den Grünen und der Linken ein paar Stimmen abgrasen?

  2. Ich bin, sollte sich dieses Modell durchsetzen, ein Cold War Veteran.
    Meine amerikanischen Brüder vom Vietnam Vets Legacy Vets Motorcycle Club können diese Diskussion überhaupt nicht verstehen. In den USA ist JEDER der seinem Land gedient hat ein VETERAN. Manchmal, als besondere Hervorhebung, werden die Einsatzsoldaten als Combat Veteran.
    Aber wir Deutschen brauchen auch hier wieder ein Zwei-Klassen-Modell, bzw. Gesellschaft. Haben ja noch nicht genug davon.

    Ronny Menzel

  3. So ein Quark, Ob Veteran oder Reservist und dann noch 1. un 2. Klasse ist das letzte worüber man diskutieren sollte. Die Bundeswehr ist eine demokratische Armee und alle Soldaten und Ehemalige sind Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland.

  4. Wir brauchen keine Zweiklassen Veteranen, ich denke es Verstößt gegen den Grundgedanken der Kameradschaft. Man kann den Veteranen die im Auslandseinsatz waren auch einen Orden widmen. Auch wollte in den Auslandseinsatz gehen und wurde im Rahmen der Auslandsverwendungsuntersuchung aus der Bundeswehr ausgemustert, wer weiß für was es gut war aber bin ich deswegen ein Veteran minderer Qualität?

    • hallo, Ich gebe dir vollkommen Recht das wir keine zwei klassen Veteranen brauchen. Und gleich dazu gesagt du bist kein Veteran minderer Qualität wenn du nicht im Auslandseinsatz warst :-), wir sind alle Kameraden untereinander. Gruss aus Heidelberg

  5. Ich finde das 2-Klassen-Modell suboptimal! Was ist die Definition von „Einsatz-Veteran“? Soldaten die im „Kalten Krieg“ jederzeit hätten unser Land verteidigen müssen waren in Ihrer Zeit genauso im maximal Möglichen eingesetzt wie das heute Soldaten in Afghanistan sind. und was ist mit denen die während der Kriege (z.B. Desert Storm) US-Krankenhäuser vor Anschlägen geschützt haben, oder als Beobachter ganz nah am Kriegsgeschehen teilnahmen, sind das dann Einsatz-Veteranen?
    Ich denke JEDER Soldat hat zu seiner Zeit das ihm Mögliche getan. Man sollte daher keine 2-Klassen-Gesellschaft kreieren!

    • Selbstverständlich waren die zuletzt im Ausland dienenden Soldaten in einer weit gefährlicheren Situation als ich beim Wachbataillon BMVg 1991 in Siegburg. Bloß, selbst wenn ich es damals wollte, machte die Bundeswehr nichts außerhalb unserer Grenzen. Es liegt nicht an mir, dass ich zu einem solchen Einsatz nicht kam. Was ist mit all jenen, die während des Kalten Krieges ihren Dienst taten und im Fall der Fälle hätten kämpfen müssen? Zwei-Klassen-Veteranen ist eine schwache Lösung. Die, die im Afghanistan, Irak und woanders kämpften, sollten eine entsprechende Medaille bekommen. Brothers-in-arms sind wir alle.

  6. Jetzt stellt sich für mich nur noch die Frage ob das für alle ehemaligen Soldaten zählt oder erst ab einen bestimmten stichtag?

    • Wenn dazu eine Stichtagsregelung gemacht wird; dann, so denke ich, wird das einfach der 12. November 1955; etwas anderes passt eigentlich nicht zur Grundidee dieses Konzepts „Keinen ausgrenzen plus Einsatz-Soldaten besonders würdigen“. Ich bin gespannt, wie die kommende Veteranen-Politik dann konkret gestaltet wird – wird wirklich ein Ehrentag eingeführt, oder sogar zwei? Wird es, dass noch von Herrn de Maizière angedachte, Ehrenzeichen geben?

    • Weibliche Bundeswehrsoldaten sind meines Wissens nicht von dem „Zwei-Veteranen“-Modell ausgeschloßen.

  7. Hört, hört, es tut sich was! Offensichtlich will man nun auch den „ausgedienten“ Berufssoldaten des „Kalten Krieges“ den Status „Veteran“ zusprechen und nicht nur den „im Einsatz“ gewesenen Kameraden (wobei da sicher auch welche dabei waren, die z.B. im Versorgungsbereich eine relativ „ruhige Kugel“ geschoben haben, und das für vielleicht eine Minimum – Einsatzzeit?!
    Nach Einführung kann ja dann der Kamerad im Vorsitz des Veteranenverbandes, welcher mich blockiert hat (da er nicht mehr mit mir diskutieren wollte), leider ist mir (der wahrscheinlich unwichtige Name) entfallen, wieder Kontakt mit mir aufnehmen?!
    Anmerkung: Ich bin einer der „Nicht – Einsatz – Veteranen“, welcher 35,5 Jahre den Frieden der westlichen Welt im Kriege (wenn auch nur im Kalten-) mit bewahrt hat!
    Gegen eine Veröffentlichung dieser Worte habe ich nichts, denn ich bin es gewohnt mit offenem Visier zu kämpfen!

    • Werter Kamerad Trumpfheller. Sie sollten hier keinen Streit zwischen Bundeswehr-Generationen vom Zaun brechen und den geleisteten Dienst von Kameraden, die im Einsatz „nur“ im Versorgungsbereich tätig waren abwerten. Wenn man Ihre Gedanken weiterspielt würde es ja bedeuten, dass jeder Versorger, insbesondere aus der älteren Generation die „nur“ im Inland gedient hat, an völliger Unterforderung und totaler Langeweile hätte eingehen müssen. Das sehe ich anders. Außerdem sollte man nicht über etwas urteilen, wovon man keine Ahnung hat. Die Versorger in den Einsätzen, an denen ich teilnahm (1998/1999 Bosnien, 1999/2000 Kosovo), mussten größtenteils den selben Dienst verrichten wie wir in den Kampfkompanien, Teile waren immer mit auf Patrouillen(-fahrten) und haben nicht ungefährliche Einsätze im Hinterland zur Versorgung und Unterstützung der dortigen Einheiten oder Bevölkerung mitgemacht. Über den Dienst der Versorger in Afghanistan maße ich es mir gar nicht an zu reden oder zu urteilen, aber ich denke die hatten es noch einmal um einiges schwerer.

      Was ich eigentlich sagen wollte: Es ist nun einmal alles zeitabhängig. Und wer in einer Zeit ohne Auslandseinsätze gedient hat und nie die Möglichkeit hatte sich entsprechend auszuzeichnen, hatte eben schlicht und ergreifend Pech. So sieht es, denke ich, auch jeder, der im Einsatz war und wird den Teufel tun und deren Dienst für das Vaterland schmälern wollen, wie z. B. im kalten Krieg hier die Stellung zu halten und damit die westlichen Werte zu verteidigen.
      Aber die Anerkennung für seinen Einsatz am Arsch der Welt, wofür er sich hinterher vielleicht sogar selbst fragen muss „für was?“, wird sich der Einsatzveteran auch nicht nehmen lassen…selbst wenn er „nur“ bei einer Versorgungseinheit war.

      Florian Marx
      gedient 1998-2003 bei 4./GebJgBtl 232

      • Diese Anspielung wieder auf Soldaten der Versorgungseinheiten sind mir wirklich zu wieder….. Jeder von usn hat seinen beitrag geleistet egal ob hier in Deutschland oder in irgendeinem Einsatzland. Ich freue mich auf die zeit wenn unsere 2Kameraden2 der infanterie endlich mal verstehen würden das sie ohne die „Versorger“ auch nicht weiter kommen würden. Wir sind alle zusammen wie eine Maschine, und jeder von uns ist eine art Bauteil, fehlt ein Bauteil geht nichts mehr…

      • Ich war von 1982 bis 1986 in einer Panzerkompanie und ich würde es nicht als „Pech“ bezeichnen, nicht zum Einsatz gekommen zu sein!
        Vermutlich hätten nämlich dann viele der Vorredner keine Einsatz mehr abhalten können…
        Wer nicht in den Einsatz musste, hatte richtig Glück!

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